Die iroschottischen Mönche Kilian, Colonat und Totnan waren die ersten, die in unserer Gegend das Evangelium verkündeten. Sie fanden 689 das Martyrium in Würzburg. Ihnen folgten angelsächsische Mönche, u. a. der Benediktinermönch Sturmius, ein Schüler Bonifatius. Nachdem 777 Karl der Große sein Königsgut Hammelburg an das Kloster Fulda übergeben hatte, war Hammelburg mit diesem über ein Jahrtausend eng verbunden.
Im Mittelalter stieg Hammelburg zu einer selbstbewußten Stadt auf, die sich früh der Reformation öffnete. Bereits Ostern 1524 wurde auf Anordnung des Bürgermeisters und des Rates die Messe nach evangelischem Ritus gefeiert. Harte Auseinandersetzungen mit dem Fürstabt von Fulda waren die Folge. 1541 nahm Johann Spangenberg als erster evangelischer Pfarrer auf Kosten der Stadt seinen Dienst auf. Ein Brief Martin Luthers, der an Pfingsten 1545 "an den ehrbaren und weisen Herrn Bürgermeister und Rat zu Hammelburg, meinen günstigen und guten Freunden" gerichtet ist, gibt Zeugnis von den regen Beziehungen zu Wittenberg. Aus der evangelischen Zeit darf besonders das Wirken von Pfarrer Georg Horn erwähnt werden, der als Kind seiner Vaterstadt von 1567 bis zu seinem Tod 1603 wirkte. Bekannt sind seine Weinbaupredigten.
Nach zähem Ringen wurde durch den Fuldaer Fürstabt Balthasar von Dernbach die Gegenreformation in der Stadt durchgeführt. Alle Versuche des Rates, die evangelische Sache zu retten, schlugen fehl. 1604 mußten 120 evangelische Familien Hammelburg verlassen. Die evangelische Geschichte der Stadt nahm nach 80 Jahren ein Ende.
Erst 1866 wird wieder eine evangelische Frau in Hammelburg erwähnt, die katholisch verheiratet war. Durch Zuzug von Familien, die im Staatsdienst, bei Eisenbahn und Post beschäftigt waren, wurde 1894 der erste evangelische Gottesdienst in einem Privathaus am Viehmarkt gehalten. Bereits 1900 hatte die kleine Gemeinde vor den Toren der Stadt ein Grundstück erworben, auf dem 1927 ein Haus mit Betsaal errichtet wurde (heute Berliner Straße 2). Eine kleine Marienglocke aus dem 14./15. Jahrhundert, die noch heute vom Dachreiter des Gemeindehauses zum Gebet mahnt, rief zu den Gottesdiensten. Durch das Einströmen vieler Flüchtlinge wurde 1950 die Kirchengemeinde zur Pfarrei erhoben. Der bisherige Betsaal mußte durch einen Anbau 1953 zur Christuskirche umgestaltet werden, die heute als Gemeindehaus dient. Nachdem 1956 Hammelburg Standort der Bundeswehr geworden war, wurde eine neue Kirche - die St. Michaelskirche -erbaut.
Die evangelische Kirchengemeinde zählt gegenwärtig 2100 Glieder. Viele Gemeindeglieder leben in den Dörfern der Diaspora. Zentrum des Gemeindelebens ist Hammelburg.